Innere Kündigung – 9 Ursachen und was Du tun kannst

Du hast Deinen Wunschjob gefunden? Du bist vollkommen zufrieden mit Deiner Tätigkeit? Bei dem Unternehmen, in dem Du arbeitest, steht der Mitarbeiter an erster Stelle? Dein Job ist krisensicher und das Betriebsklima ist hervorragend? … Dann bist Du wohl einer von ganz Wenigen. Viele Arbeitnehmer finden sich in einer ganz anderen Arbeitssituation wieder.

Keine Wertschätzung der Arbeit, hoher Leistungsdruck, immer komplexere Arbeit und eine schlechte Führung – dies sind nur einige der Ursachen, die einen Arbeitnehmer dazu veranlassen kann, innerlich zu kündigen. Sie vollziehen nur noch Dienst nach Vorschrift.

Innere Kündigung - aktiv werden, Situation analysieren, Möglichkeiten abwägen, Konsequenz ziehen
Innere Kündigung – aktiv werden, Situation analysieren, Möglichkeiten abwägen, Konsequenz ziehen

Doch was ist eine innere Kündigung? Laut dem Buch von Ralf D. Brinkmann und Kurt H. Stapf – Innere Kündigung: Wenn der Job zur Fassade wird* – wird sie folgendermaßen beschrieben:

Der Entschluss eines Arbeitnehmers, seine Leistungsbereitschaft und seinen Arbeitseinsatz bewusst, aber stillschweigend, zurückzunehmen. Diesen Prozess vollzieht der Betroffene möglichst unauffällig, da er seine Arbeitsstelle behalten möchte.

Für Betroffene und Führungspersonen ist die innere Kündigung meist nicht zu spüren. Die anfangs so engagierten Mitarbeiter werden mit der Zeit zu Mitläufern und warten Tag für Tag nur auf ihren Feierabend. Die Mitarbeiter verabschieden sich mental aus dem Unternehmen, versuchen nicht aufzufallen und passen sich an die Gegebenheiten des Unternehmens an.

Durch innere Kündigungen entsteht ein enormer wirtschaftlicher Schaden

Jedes Jahr entsteht aufgrund der vielen gefrusteten Mitarbeiter ein enormer betriebswirtschaftlicher Schaden. Laut dem Engagement Index 2020 von Gallup fühlen sich nur 17 Prozent der Arbeitnehmer emotional an ihr Unternehmen gebunden und würden sich auch freiwillig für die Ziele ihres Unternehmens einsetzen. Die unmotivierten und gefrusteten Arbeitnehmer haben im Schnitt mehr Fehltage und arbeiten wesentlich unproduktiver.

Auch Verbesserungsvorschläge sind von dieser Gruppe weniger oder keine zu erwarten. Unternehmen sollten sich nicht nur auf bahnbrechende Ideen einlassen. Auch die Vorschläge, die nur kleine Verbesserungen mit sich bringen, sind wichtig. Wer jedoch innerlich gekündigt hat, der sieht es auch nicht mehr ein, sich Gedanken über Arbeitsabläufe zu machen und was man tun könnte, um sie zu verbessern.

Oft merken Unternehmen jedoch gar nicht, dass ihre Mitarbeiter schon abgeschaltet haben und nur noch das tun, was sie müssen. In vielen Unternehmen oder einzelnen Abteilungen herrscht die Devise Mitdenken unerwünscht!.

Wie macht sich die innere Kündigung bemerkbar?

Wer innerlich gekündigt hat, gerät oft in eine Spirale, auf der es immer weiter abwärts geht. Der Frust macht sich zunehmend bemerkbar. Hält diese Situation über einen längeren Zeitraum an, kann es sogar zu Burnout oder einer Depression kommen.

Mit der Einstellung, nur noch das Nötigste zu machen, schadet man sich meistens selbst. Man handelt gegen seine eigene Einstellung. Menschen haben individuelle Begeggründe zu arbeiten. Aber wohl jeder möchte in dem aufgehen, was er tut und sich in gewissem Maße selbst verwirklichen. Zieht man sich plötzlich zurück, belastet dies vor allem die Psyche enorm und kostet auch sonst viel Energie.

Diese Unzufriedenheit strahlt auf das ganze Leben aus. Nicht nur die Kollegen oder die Kunden spüren den innerlichen Frust, auch die Familie und Freunde spüren Veränderungen im Verhalten. Eine Unzufriedenheit im Job spiegelt sich meist auch im Privatleben wider.

9 Ursachen für eine innere Kündigung – Hauptverantwortlich sind die Führungspersonen

Menschen kommen zu Unternehmen und verlassen Vorgesetzte.

Personalberaterin Heike Cohausz von P4 in Düsseldorf

Schlechter Führungsstil

Bedürfnisse werden ignoriert, Vorschläge und Ideen nicht ernst genommen oder abgelehnt und die Arbeit der Beschäftigten wird nicht wertgeschätzt. Dies sind nur einige negative Beispiele einer schlechten Führung. Hält dies über einen längeren Zeitraum an, resignieren die Beschäftigten irgendwann. Vom Vorgesetzten ist ja eh kein positives Feedback oder eine konstruktive Rückmeldung auf die Arbeitsleistung zu erwarten. Das oben genannte Zitat von Heike Cohausz ist also durchaus ernst zu nehmen.

Misstrauenskultur – viel Kontrolle und wenig Entscheidungsfreiheit

Dem Mitarbeiter wird von vornherein unterstellt, er sei faul und brauche für seine Tätigkeit eine genaue Anleitung und Zielvorgaben. Dies wird mit willkürlicher und übermäßiger Kontrolle durchgesetzt. Keine privaten Mails! Kein privates Surfen im Internet! Keine sozialen Netzwerke – hier mischt sich das Unternehmen ein. Privates wird untersagt und blockiert und bei nicht Beachten wird mit Gesetzen gedroht.

Erwartungen werden zu Illusionen

Es gibt wenig oder keine Möglichkeiten befördert zu werden oder schlimmer noch, man wird bei Beförderungen übergangen. Man hat eine schlechte Bezahlung und die Arbeit wird nicht ausreichend wertgeschätzt. Auch Wünsche, Änderungen bzgl. der Ergonomie am Arbeitsplatz vorzunehmen, werden oft ignoriert oder gar belächelt. Viele Erwartungen werden nicht erfüllt. Ganz extrem sind diese Enttäuschungen bei Berufseinsteigern, bei der Generation Y.

Man sieht keinen Sinn in der Arbeit

Jede Arbeit hat einen tieferen Sinn. Die Kunst von Vorgesetzten ist es, die richtige Arbeit für ihre Angestellten zu finden und diesen zu vermitteln, warum genau ihre Arbeit wichtig ist, wem sie damit helfen können oder wer von der Dienstleistung oder dem Endprodukt profitiert. Es ist enorm wichtig, denn Sinn in der Arbeit zu sehen.

Verbundenheit zum Unternehmen fehlt

Laut der Gallup Studie Engagement Index 2020 sind nur 17 Prozent emotional mit ihrem Unternehmen verbunden und möchten sich auch freiwillig für dessen Ziele Einsetzen. Die anderen 83 Prozent tun dies nur, weil sie sich dafür verpflichtet fühlen. Hier fehlt die Motivation, eigene Ideen in das Unternehmen einzubringen. Unternehmen geht hierbei wertvolle Innovationskraft verloren.

Mobbing am Arbeitsplatz

Mobbing kann von Kollegen, aber auch vom Vorgesetzten ausgeübt werden. Der Betroffene hat das Gefühl, dass ihm schon von außen “innerlich gekündigt” worden ist.

Distanzierung zur Arbeit – “Arbeit ist da, um Geld zu verdienen”

Arbeit soll Spaß machen. Doch diese Aussage sehen immer noch viele nicht so. Sie arbeiten, um Geld zu verdienen. Für sie ist es ein notwendiges Übel. Dies ist besonders in jenen Unternehmen der Fall, die keinen Wert auf eine Work-Life-Balance legen. Die Betroffenen resignieren mit ihrer Arbeit und legen ihren Schwerpunkt im Leben nur auf ihre Freizeit und ihr Familienleben.

Organisatorische Veränderungen

Viele Arbeitnehmer fühlen sich bedroht, wenn in ihre bisherige und gewohnte Arbeitsorganisation eingegriffen wird. Wenn Abläufe verändert werden. Sie wollen es nicht akzeptieren und weigern sich teilweise das “Neue” anzunehmen. Hier sollte an der Unternehmenskommunikation gearbeitet und diese hinterfragt werden. Warum reagieren die Betroffenen derartig? Woher kommt die Abneigung gegen Neues? Eine Sensibilisierung einiger Themen muss ggf. in Betracht gezogen werden. Es ist auch wichtig, Mitarbeiter von Beginn in Änderungsprozesse miteinzubeziehen.

Die Phase des Übergangs in den Ruhestand

Wir werden immer älter und die Älteren werden dementsprechend immer mehr – Demografischer Wandel. Viele dieser Arbeitnehmer lassen ihre Arbeitszeit langsam und ruhig “ausklingen”. D.h., sie verlieren die Motivation an ihrer Tätigkeit. “In ein paar Jahren bin ich ja eh im Ruhestand…” Unternehmen dürfen in ihrer Arbeitsgestaltung nicht die Generation 50+ vergessen.

Was kann ich tun?

Niemals voreilig Entscheidungen treffen! Eine innerliche Kündigung heißt nicht sofort, dass man wirklich kündigen muss. Ich selbst habe mich auch in einer solchen Situation befunden und entschlossen, sie aktiv anzugehen (jedoch kurz bevor es fast zu spät war).

Die Arbeit hat mir absolut keine Freude mehr bereitet. Ich musste mich jeden Tag zwingen, aufzustehen und an meinem Arbeitsplatz zu erscheinen. Vor allem fehlte es mir an Wertschätzung und Anerkennung. Ich fühlte mich nicht ernst genommen, da auch meine Ideen nicht wirklich ernst genommen wurden. Bestehende Gegebenheiten habe ich hinterfragt und wollte mich einbringen. Jedoch galt in diesem Unternehmen zum damaligen Zeitpunkt genau die oben genannte Devise “Mitdenken unerwünscht!”. Das bekam man auch zu spüren. Letztendlich hatte ich auch Diskrepanzen mit meinem Vorgesetzten.

Das Unternehmen befand sich in einer Planinsolvenz, aus der man aber wieder sehr gesund heraus gefunden hatte. Als Mitarbeiter war man damals gefühlt nur eine Nummer. Damit konnte ich mich jedoch nicht arrangieren und habe letztendlich die Reißleine gezogen. Meine Entscheidung, mich selbstständig zu machen, habe ich (fast) keinen Tag bereut.

Aktiv werden!

Wer sich in einer ähnlichen Situation befindet, sollte Folgendes unternehmen:

Nicht passiv zuschauen – aktiv werden!

Eine innere Kündigung ist ernst zu nehmen. Bevor die Belastungen am Arbeitsplatz zu gesundheitlichen Schäden führen, sollte man handeln. Also schon beim kleinsten Zeichen an Frust, sollte man sich diesem stellen und nicht einfach zuschauen, wie er immer größer wird. Jeder hat es verdient, in seinem Job glücklich zu sein. Arbeit ist nicht mehr nur zum Geld Verdienen da!

Situation analysieren

Wer die Situation erkannt hat, sollte sie erst einmal analysieren. Schreibt euch auf, was euch stört und seid ehrlich. Wir meckern auf hohem Niveau, aber wenn es um die Gesundheit geht, sollte man nichts unberücksichtigt lassen. Man sollte auch sein Privatleben in Betracht ziehen. Oft schleppt man auch Frust und Unzufriedenheit daraus mit ins Arbeitsleben.

Was stört mich? Wer stört mich? Warum stört er mich? Was sind meine Wünsche von einer befriedigenden Arbeit?

Welche Möglichkeiten habe ich?

Ist die Situation analysiert, kann man sich überlegen, welche Möglichkeiten man hat, um etwas zu ändern. Man könnte sich mit der Situation arrangieren und versuchen, einen Ausgleich im Privatleben zu finden. Den Schwerpunkt und den Großteil seiner Energie hierauf setzen. Jedoch ist das noch lange nicht die Lösung des Hauptproblems.

Im Job ist man ggf. auch weiterhin unzufrieden. Besser ist, die Probleme anzugehen und anzusprechen. Ein sachliches Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen und versuchen, gemeinsam Lösungen zu finden. Vielleicht kann man andere Aufgaben übernehmen oder könnte mehr Verantwortung übernehmen. Manchmal lohnt es sich sogar, wenn man die Abteilung wechselt.

Konsequenz ziehen!

Es gibt immer noch zu viele Chefs, die nur leistungsorientiert sind. Das Wohl und die Gesundheit des Mitarbeiters kommt erst viel später. Bei solchen stoßt man mit einem Gespräch zur Problemlösung oft auf taube Ohren – so habe ich es selbst erfahren. Dann gilt es, schnellstmöglich Konsequenzen zu ziehen. Aber nie überstürzt!

Man sollte sich entweder einen neuen Arbeitgeber suchen oder man macht sich Gedanken darüber, ob man den richtigen Beruf erlernt hat. Wer keine Spaß an seiner Arbeit hat, wird dies auch beim neuen Arbeitgeber nicht haben. Die Probleme werden auch dort wieder die alten sein. Dann gilt es wieder zu analysieren (Was macht mir Spaß? Worin bin ich gut?), Möglichkeiten abzuwägen (neue Ausbildung, Studium, Weiterbildung, Umschulung, Selbstständigkeit) und letztendlich aktiv und konsequent zu werden.

Zuletzt würde ich gerne von euch wissen, ob Ihr schon einmal die Erfahrung mit einer inneren Kündigung machen musstet? Und wenn ja, was habt Ihr dagegen unternommen?

Stefan Reinsprecht – Portrait des Autors

Über den Autor

Stefan ist Gründer des Blogs, Ergonomie-Experte mit 10+ Jahren Erfahrung und verbringt seine freie Zeit am liebsten in der Natur – stets in Begleitung seiner Labrador-Hündin.

Als Ingenieur hat er mehrere Jahre im Großraumbüro gearbeitet. Dort musste er schon mit jungen Jahren feststellen, wie belastend ein schlecht optimierter Schreibtischarbeitsplatz sein kann. Grund für ihn, sich zum Gesundheitsmanager weiterzubilden und auf das Thema Ergonomie zu spezialisieren.

Hier teilt er sein Wissen in zahlreichen Fachartikeln, Ratgebern und Testberichten. Sein Ziel: Dir zu helfen, deinen Arbeitsplatz selbstständig an die eigenen Bedürfnisse anzupassen – ob im Büro oder Homeoffice.

Hinweis zu den Links mit Sternchen (*)

Meine ausführlichen Beiträge und Testberichte sind mit gemacht. Wenn du dich für ein Produkt interessierst und mich unterstützen möchtest, dann nutze gerne die oben aufgeführten Affiliate-Links. Kommt so ein Kauf zustande, bekomme ich eine kleine Provision. Der Preis aber bleibt derselbe.

Vielen Dank für deine Unterstützung,
Stefan

8 Gedanken zu „Innere Kündigung – 9 Ursachen und was Du tun kannst“

  1. Hi,

    eben über diesen Artikel gestolpert und finde mich hier wieder!
    Ich habe vor ein paar Jahren den Arbeitgeber gewechselt, offensichtlich aus den „falschen“ Beweggründen. Keine Pendelei mehr, kleines Team mit netten Menschen und vielen Freiheiten in der Zeiteinteilung. So wurde es verkauft.
    Voller Motivation, Elan und Eifer bin ich gestartet, habe einiges umgekrempelt und auf den Weg gebracht… Habe mich eingebracht und Ideen und neue Wege vorgeschlagen.
    Ich habe sehr sehr viel geleistet und Überstunden gebuckelt, bis ich nicht mehr konnte. Der Dank waren noch mehr Aufgaben, noch mehr Dinge „mal kurz zwischendurch“ auf dem Tisch und dann die Verwunderung, dass es nicht funktioniert…

    Alles schön und gut… Das böse Erwachen kam Schritt für Schritt, jedes weitere abgeblockte Mitarbeitergespräch, ein Chef, der nie da ist. Keine Führung, keine Ziele, kein Fahrwasser in dem man sich orientieren könnte, keine Prioritäten. Die Kollegen, hauptsächlich Mütter in Teilzeit, bleiben aus Bequemlichkeit. Es ist einfacher die Freiheiten eines völlig im Nebel rumtreibenden Unternehmens auszunutzen und zu kommen und zu gehen wann man will und Lust hat.
    Die beiden Corona-Jahre mit viel Home Office und noch weniger Kommunikation haben die Situation nicht einfacher gemacht.
    Nicht eingehaltene Versprechungen und Vereinbarungen, von Anfang an beim gleichen „Einstiegsgehalt“ rumdümpeln und überhaupt keine Perspektive zu sehen – das ist nichts, was ich mir von meinem Berufsleben verspreche. Das ist auch nicht mein Ziel und meine innere Haltung gegenüber meinem Arbeitgeber ist gelinde gesagt „respektlos“.
    Ich möchte eigentlich morgens aufstehen und meinem Spiegelbild sagen: „Du machst das gut! Du gehst gerne arbeiten, denn Du weißt wofür Du das tust!“
    Ich gehe jeden Morgen zur Arbeit, mache aber keinen Handschlag mehr zuviel, denn es kommt ja auch nichts zurück.
    Gespräche, die ich ein Jahr lang jeden Monat gesucht habe, fruchteten in keinster Weise. Ich habe sogar ein Zwischenzeugnis angefragt. Es stresst nur noch mehr und noch weiter, bis ich Anfang diesen Jahres im Krankenhaus gelandet bin, rheumatischer Schub, aufgrund von Burnout und psychischer Belastung.
    Meine innere Kündigung ist vollzogen, es folgt die auf dem Papier.
    Was mir hilft ist tatsächlich die Suche nach einem neuen Arbeitgeber und das Gefühl so etwas gegen die augenblickliche Situation zu unternehmen.
    Im Übrigen schaue ich mir Bewertungen der Unternehmen und auch ehemaliger und aktueller Angestellten sehr genau an! Es sei mal dahingestellt, dass auch da viel „gelabert“ wird, aber einen Grundtenor zum Arbeitgeber kann man sich auf „kununu“ und Konsorten schon holen.
    Was ich gelernt habe: Eine mündliche Absprache ist so gut wie keine. In Zukunft werde ich mir schriftliche Bestätigungen einholen. Wenn Arbeitgeber sich dadurch abgeschreckt fühlen, sind sie nicht die richtigen!

    Antworten
    • Hallo Dagi,

      vielen Dank für die Schilderung deiner persönlichen Situation.
      Ich kann das sehr gut nachvollziehen, dass sich die psychischen Belastungen irgendwann körperlich bemerkbar machen.

      Schön zu lesen, dass dir das Aktiv-Werden und die Suche nach einer neuen Arbeitsstelle wieder Zuversicht für die Zukunft gibt. Ich wünsche viel Erfolg und alles Gute für die Zukunft.

      Viele Grüße,
      Stefan

      Antworten
  2. Halllo,

    ich habe auch Anzeichen einer innerlichen Kündigung und gehe das Problem gerade aktiv an. Bei mir ist es nicht meine Tätigkeit oder meine Kollegen. Im Gegenteil meine Tätigkeit und meine Kollegen sind der Grund warum ich hier her komme.

    Leider vermisse ich hier Wertschätzung seitens der höheren Vorgesetzten. Insbesondere in Gehalt und Entwicklungsperspektiven gemessen. Es ist nicht so schön, wenn sich sogar unter Externen langsam herumgesprochen hat, dass die Firma nicht gut zahlt. Stolz auf meinen Arbeitgeber bin ich null, in meinen Augen ein kleinkarierter und knausriger Arbeitgeber, der aber in der Aussenwirkung sich wie sonst was wie toll darstellt.

    Dazu kommen massive Einschränkungen bei der Aufnahme einer Nebentätigkeit. Es wäre ideal für mich, wenn ich in meinem Bereich (Onlinemarketing) mich nebenbei selbstständig machen würde. Eigene Webseite und/oder als Werbetreibender für andere Unternehmen auftreten. Das ganze natürlich nur im kleingewerblichen Bereich und auch nicht in Konkurrenz zu meinem Arbeitgeber. Was ist? Nicht drin, könnte ja Geld verdienen und dann kündigen mit Wissen & Fähigkeiten die ich DURCH meine Firma erworben habe. Ob das Rechtens ist, ist eine andere Frage. Andere Unternehmen bekommen dagegen glänzende Augen, wenn sie hören, dass ich mich auf diese Art weiterbilden will.

    Bin schon auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber und ich freue mich auf den Tag an dem ich meine Kündigung einreiche. Zum Glück habe ich ein gefragtes Spezialgebiet, nur will ich ich dieses nicht überall ausführen. Teamlead wie jetzt sollte es schon sein.

    Antworten
  3. Hi,

    ich bin Mechatroniker, habe dieses Problem schon 2 mal gehabt. Endete beides in einem Burnout. Den Beruf wechseln, naja habe mich anderweitig beschäftigt, im sinne von Büroarbeit. Also Bestellungen annehmen usw. hat anfangs auch Spaß gemacht. Jedoch kam hier diese nach der Zeit auch, wollte das ganze nicht sehen. Habe schließlich Frau und Kind durch zu bringen. Da aber das zu sehens schlimmer wurde, hat hier meine Ex Frau eingegriffen. Nach dem wir dann Ursachenforschung betrieben haben, kam heraus. Es liegt nicht an meiner Motivation und auch meine Chef, war mit Lob nicht geitzig.
    Nur wie Vorher in der Leiharbeit, man hat extremen Druck von den Kunden/Unternehmen und was man nicht vergessen mag. Von zu Hause, da ist die Frau mit Kind und am Monatsende ist die Kasse leer.
    Da Aufgrund die Anzeichen des 3. Burnouts meiner Ehe arg zusetzten, diese nun leider doch in die Brüche. Darauf hin eine Depression, fing wieder in der Leiharbeit an zu Joben, ohne Ziele ohne alles und Stelle fest, wenn ich Morgen die Kündigung bekomme egal.
    Das ist jetzt 3 Jahre her und ich sitze hier in irgendeiner Frima, mache meine Arbeit besser als Festangestellten. Bekomme dies auch gezeigt und mir gehts gut. Privat, hab ich wieder ne Freundin und 2 Hunde mit den gehts jeden Tag raus. Und ich muss mir keine gedanken machen ob das Geld reicht, denn sie verdient auch und alles ist aktuell gut. Einzigste was mich depremiert ist mein Sohn, der für alles nichts kann und der leidtragende ist.

    Also hab ich festgestellt, die Trennung von meine Frau war die Depression nicht Wert und es ist eine Riesige lasst von mir gefallen. Wenn ich drüber nachdenke, es war nicht so die Arbeit sonder mehr das Private, was mich unzufrieden machte und sich überall ausbreitete.

    Antworten
    • Hi Helmut,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Du sprichst einen ganz wichtigen Punkt an: das Private. Liegen hier die Probleme, werden sie oft auf das Berufliche übertragen. Leider braucht man aber in den meisten Fällen sehr lange, bis man die Situation erkennt, wie sie wirklich ist.

      Zufriedenheit im Privatleben ist ebenso wichtig wie die im Job. Ein Ungleichgewicht bringt die Negativ-Spirale erst richtig ins Rollen. Schön, dass du dann doch irgendwann noch gemerkt hast, an was es liegt. Das mit Deinem Sohn tut mir natürlich leid.

      Antworten
  4. Hallo !

    Da muss ich Jenny voll und ganz recht geben.
    Die Umschulung wird einem nur unter bestimmten Bedingungen finanziert, z.B. wenn man den bisherigen Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben kann, im erlernten Beruf nur wenig Nachfrage besteht und die Aussicht auf eine Stelle gleich null sind usw.

    Wer einfach „nur“ unzufrieden mit seinem Beruf ist, muss für seine Umschulung selbst aufkommen, was nur die wenigsten können.

    Quereinsteiger werden leider nicht oder nur kaum gesucht, da man vom 1. Arbeitstag sämtliches Wissen bereits mitbringen muss.

    :(

    Antworten
  5. (Was macht mir Spaß? Worin bin ich gut?), Möglichkeiten abzuwägen (neue Ausbildung, Studium, Weiterbildung, Umschulung, Selbstständigkeit) und letztendlich aktiv und konsequent zu werden.

    das ist in DE aber NICHT so einfach wie in angelsächsischen Ländern oder Skandinavien!

    in den von mir genannten Ländern kann man Berufe wesentlich leichter wechseln : Es gibt länger Bafög und Wohngeld, insb. in Skandinavien. Es gibt mehr Möglichkeiten auch ohne Ausbildungsvertrag einen Beruf zu lernen, z.B. kann man in Dänemark auch online Krankenschwester studieren und Praktika vermittelt dann die Hochschule.

    in Schweden gibt es Bafög und Wohneld bis Vollendung 54. Lebensjahr, in DE eigentlich nur bis 30, ausnahmsweise mal 35, aber nur für ca. 1-2%.

    Umschulungen werden in DE nur 2 Jahre finanziert, obwohl viele 3 Jahre dauern.

    http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2014/Arbeitslosengeld-absurd-Haengematte-statt-Ausbildung,arbeitslosigkeit104.html

    Dann noch obskure Regelungen bei Zweitstudium als institutionelle Hürde. Man kommt sehr schlecht an ein anderes Studium.

    nicht zu verachten ist auch die Unflexiblität deutscher Abschlüsse und Arbeitgeber: in DE gibt es kulturell bedingt viel mehr Hürden, sei es staatliche Anerkennung (Sozialarbeiter mit Praxisjahr darf nur bestimmte Tätigkeiten ausführen, Wechsel auf Lehramt viel zu kompliziert hier, im Ausland nur ein Master, in DE fängt man im Zweitfach mind. wieder bei Null an, dauert alles in allem dann oft weitere 4-5 Jahre). Sei es, dass man viel mehr einschlägige Betriebs- oder Praxiserfahrung benötigt, Quereinsteiger werden anderswo mehr akzeptiert als in DE.

    Kulturell bedingt ist in DE sowohl das bildungssystem und Ausbildungswesen, als auch das Hochschulsystem und spätere Berufsleben viel unflexibler als anderswo. In vielen Ländern ist es eben Privatsache, was jemand als Zweitberuf lernen möchte. In DE hingegen, versucht sich der Staat darin einzumischen durch absurde Hürden. So wurde mir z.B. vom BMBF auf Anfrage mitgeteilt, man hätte in DE nur Recht auf eine Erstausbildung, Wechsel, Zweitausbildung oder Studium über 30 sind in DE nicht vorgesehen. Vor allem gegen Berufwechsel scheint man in DE allergisch zu sein. Arbeitslose erhalten oft nicht mal eine Umschulung, bleiben dann arbeitslose Aufstocker und ähnliches.

    Für Wechselfreudige sind die Bildungssysteme in Australien, Schweden etc. besser geeignet.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar