Der positive Effekt vom Mittagsschlaf am Arbeitsplatz ist mittlerweile sogar wissenschaftlich belegt. Länder wie Japan, China, die USA oder die südeuropäischen Länder mit ihrer Siesta haben Deutschland einiges voraus. Hierzulande ist das Schlafen am Arbeitsplatz immer noch häufig verpönt.
Dabei kommt der Schlaf am Arbeitsplatz dem 24 Stunden Rhythmus (zirkadianer Rhythmus) unseres Körpers entgegen. Demnach haben wir zwei Tiefpunkte am Tag. Der eine in der Nacht und der andere biologisch bedingt 12 Stunden später. Eine weitere Erholungsphase würde uns also mehr als gut tun – uns und unserer Gesundheit, aber eben auch dem Unternehmen und seiner Wirtschaftlichkeit.
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Warum ist das Schlafen am Arbeitsplatz in Deutschland nur wenig verbreitet?
Wie so oft, wird in Deutschland einiges kritisch betrachtet, was in vielen anderen Ländern schon lange funktioniert. Der wohl größte Hinderungsgrund, warum Schlafen am Arbeitsplatz noch immer häufig verpönt ist, liegt auch an der deutschen Kultur und Mentalität. Es gehört sich einfach nicht, tagsüber zu schlafen und besonders nicht am Arbeitsplatz. Ebenfalls hinderlich ist ein falsch verstandener Leistungsgedanke, welcher meist von oben nach unten kommuniziert wird.
Aber auch viele Beschäftigten geben in Umfragen Bedenken an. So bspw. dass sie die Befürchtung haben, dass sie zu lange schlafen würden, wenn sie sich ein Mittagsschläfchen gönnen. Und wenn sie schlafen würden, müssten sie für die verschlafene Zeit abends länger arbeiten.
Zum Glück gibt es in einigen Unternehmen mittlerweile ein Umdenken, was die Schlafkultur betrifft. Es müssen aber noch viel mehr werden. Und es muss noch viel für die Sensibilisierung zum Thema Schlafen am Arbeitsplatz geschehen.
Denn:
Es ist besonders die Zeit nach der Mittagspause, in der am meisten Ausschuss und Fehler produziert werden. Und auch Arbeitsunfälle passieren dann gehäuft. Ein Hauptgrund ist weitestgehend auf das Mittagstief und die daraus resultierende mangelnde Konzentrationsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit und Leistungsfähigkeit zurückzuführen.
Mediziner und Medizinerinnen raten zum Mittagsschlaf. Dieser sollte jedoch nur zwischen 10 bis 30 Minuten (Powernapping) liegen und diese Zeit nicht überschreiten. Länger Schlafzeiten würden dazu führen, dass man in eine Tiefschlafphase fällt und danach mit einer Schlaftrunktenheit aufwacht.
Durch den richtigen Mittagsschlaf verringert sich der Herzschlag und die Atemfrequenz und der Blutdruck sinkt. Vor allem wird Stress abgebaut. Es ist also ein hervorragender Beitrag zur Gesundheitsförderung.
Nach der Erholungsphase ist man wieder leistungsfähiger und fitter, kann sich besser konzentrieren und die Reaktion verbessert sich. Alles Aspekte, die vor allem nach dem Mittagessen ohne Schlaf enorm verringert wären, da sich der Körper zusätzlich auf die Verdauung konzentriert und durch das biologisch bedingte Mittagstief (zirkadianer Rhythmus) zusätzlich ermüdet.
Schlafen am Arbeitsplatz führt zu…
- mehr Leistungsfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit und Reaktionsfähigkeit
- weniger Ausschuss
- weniger Arbeitsunfälle nach der Mittagspause
- glücklichen und zufriedenen Beschäftigten
- weniger krankheitsbedingten Ausfällen
- einer besseren Gesundheitkultur im Unternehmen
Wie kann das Schlafen am Arbeitsplatz umgesetzt werden?
Nicht jedes Unternehmen besitzt die Räumlichkeiten, um darin einen extra Schlafraum oder auch Nap Room einzurichten. Ein solcher kann jedoch auch zum Nachteil werden. Nämlich dann, wenn die Mitarbeiter zu lange schlafen.
Es reicht also, wenn man es sich an seinem Arbeitsplatz im ergonomischen Bürostuhl bequem macht, die Füße auf den höhenverstellbaren, ergonomischen Schreibtisch legt und für etwa 20 min die Augen schließt.
Um nicht zu lange zu schlafen, sollte man sich einen Wecker stellen. Bewährt hat sich auch, wenn man seinen Schlüsselbund in die Hand nimmt. Gerät man in eine tiefere Schlafphase, entspannen sich die Muskeln und man öffnet automatisch seine Hand. Der Schlüssel fällt zu Boden und man wacht auf. Hört sich hart an, aber funktioniert. Teste es einfach mal selbst aus.
Probleme, einzuschlafen hat man hauptsächlich deswegen, weil man sich nicht entspannen kann. Man kann nicht abschalten, da man ständig denkt, das Mobiltelefon könnte klingeln oder Kollegen könnten kommen und etwas verlangen. Hierfür empfiehlt es sich, das Handy auszuschalten, Anrufe über das Telefon auf einen Kollegen umzuleiten und am besten, sich mit diesen absprechen, dass man die nächste halbe Stunde nicht gestört werden möchte.
Entspannungstechniken wie die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Yoga oder autogenes Training können auch helfen, einzuschlafen. Zusätzlich haben sie den positiven Nebeneffekt, noch ausgiebiger zu entspannen und vom Stress abzulassen. Die Techniken können erlernt werden und werden auch schon häufig in Betrieben als Kurse angeboten. Falls nicht, einfach mal nachfragen.
Fazit zum Schlafen am Arbeitsplatz
Deutschland sollte endlich flächendeckend umdenken und von seinen teilweise starren Arbeitsethiken ablassen. Unsere Großväter und Großmütter machen es vor. Warum sollten sie also nicht wissen, was gut ist? Der Mittagsschlaf trägt erheblich zur Gesundheitsförderung bei und würde bei richtiger Anwendung und Umsetzung in kurzer Zeit sicherlich auch in wirtschaftlichen Zahlen merkbar sein.
Aber: Der Schlaf darf nicht zur Pflicht werden. Es muss die Möglichkeit und Freiheit geschaffen werden. Die Menschen müssen sensibilisiert werden fürs Thema. Ob und wie dann geschlafen oder entspannt wird, soll jeder und jede für sich entscheiden. Hierzu auch: Pausen erhöhen die Produktivität.
Studien über den Schlaf
Zum Schluss möchte ich dir noch ein paar interessante und aktuelle Studien zum Thema Schlaf und Powernapping auflisten. Vielleicht kannst du einige Erkenntnisse daraus nutzen, um auch in deinem Unternehmen eine bessere Schlafkultur zu etablieren.
- Studie über die positiven Effekte des Mittagsschlafs fürs Gehirn: „Is there an association between daytime napping, cognitive function, and brain volume? A Mendelian randomization study in the UK Biobank“, 2023
- Schlafstudie der Techniker Krankenkasse: „Schlaf gut, Deutschland“, 2017
- RAND Europa Studie über die ökonomischen Kosten von Schlafmangel: „Why sleep matters – the economic costs of insufficient sleep, A cross-country comparative analysis“, 2016
- Studie der Harvard School of Public Health, die belegt, dass eine 30-minütiges Powernapping das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um bis zu 37% senken kann: „Siesta in Healthy Adults an Coronary Mortality in the General Population“, 2006
- LinkedIn-Umfrage: „Wunsch-Arbeitsplatz der Zukunft: Ein Schlafplatz im Büro und eine Stummtaste für die Kollegen“, 2012
- Studie an der University of Düsseldorf über Powernaps in Abhängigkeit mit der Merkleistung: „An ultra short episode of sleep is sufficient to promote declarative memory performance“, 2008