Schlafen am Arbeitsplatz – gesund, aber immer noch verpönt

Schlafen am Arbeitsplatz
Schlafen am Arbeitsplatz

Der positive Effekt vom Mittagsschlaf am Arbeitsplatz ist mittlerweile sogar wissenschaftlich belegt. Länder wie Japan, China, die USA oder die südeuropäischen Länder mit ihrer Siesta haben Deutschland einiges voraus. Hierzulande ist das Schlafen am Arbeitsplatz immer noch häufig verhöhnt.

Dabei kommt der Schlaf am Arbeitsplatz dem 24 Stunden Rhythmus (zirkadianer Rhythmus) unseres Körpers entgegen. Demnach haben wir zwei Tiefpunkte am Tag. Der eine in der Nacht und der andere biologisch bedingt 12 Stunden später. Eine Erholungsphase würde uns also mehr als gut tun. Die Leistungsfähigkeit steigt danach laut einer Studie um 35 %.

Warum ist das Schlafen am Arbeitsplatz in Deutschland nur wenig verbreitet?

Wie so oft, wird in Deutschland alles sehr kritisch betrachtet, was in vielen anderen Ländern schon lange funktioniert. Der wohl größte Hinderungsgrund, warum Schlafen am Arbeitsplatz noch immer häufig verhöhnt ist, liegt an der deutschen Kultur und Mentalität. Es gehört sich einfach nicht, tagsüber zu schlafen und besonders nicht am Arbeitsplatz.

Sehr viele Arbeitgeber sind von der Erholungsphase am Mittag überzeugt, trauen sich jedoch nicht, sie in ihrem Betrieb einzuführen. Man weiß nicht, wie es von außen aufgenommen wird. Ob es vielleicht auch Auswirkungen auf das Image haben könnte. Deshalb lässt man lieber alles, wie es ist und wie es schon immer war.

In der Zeit nach der Mittagspause wird am meisten Ausschuss produziert. Dies ist weitestgehend auf das Mittagstief und die daraus resultierende mangelnde Konzentrationsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit und Leistungsfähigkeit zurückzuführen.

Einige Arbeitnehmer haben die Befürchtung, dass sie zu lange schlafen würden, wenn sie sich ein Mittagsschläfchen gönnen. Und wenn sie schlafen würden, müssten sie für die verschlafene Zeit abends länger arbeiten.

Welche Vorteile hat der Mittagsschlaf?

Mediziner raten zum Mittagsschlaf. Dieser sollte jedoch zwischen 10 bis 30 min (Powernapping) liegen und diese Zeit nicht überschreiten, da man sonst in eine Tiefschlafphase fällt und danach mit einer Schlaftrunktenheit aufwacht.

Durch den richtigen Mittagsschlaf verringert sich der Herzschlag und die Atemfrequenz und der Blutdruck sinkt. Vor allem wird Stress abgebaut. Es ist also ein hervorragender Beitrag zur Gesundheitsförderung.

Nach der Erholungsphase ist man leistungsfähiger und fitter, kann sich besser konzentrieren und die Reaktion verbessert sich. Alles Aspekte, die nach dem Mittagsessen ohne Schlaf enorm verringert wären, da sich der Körper zusätzlich auf die Verdauung konzentriert und durch das biologisch bedingte Mittagstief (zirkadianer Rhythmus) zusätzlich ermüdet.

Wie kann das Schlafen am Arbeitsplatz umgesetzt werden?

Nicht jedes Unternehmen besitzt die Räumlichkeiten, einen extra Schlafraum einzurichten. Ein solcher kann jedoch auch zum Nachteil werden. Nämlich dann, wenn die Mitarbeiter zu lange schlafen.

Es reicht also, wenn man es sich an seinem Arbeitsplatz im ergonomischen Bürostuhl bequem macht, die Füße auf den höhenverstellbaren Schreibtisch legt und für etwa 20 min die Augen schließt. Um nicht zu lange zu schlafen, sollte man sich einen Wecker stellen. Bewährt hat sich auch, wenn man seinen Schlüsselbund in die Hand nimmt. Gerät man in die Tiefschlafphase entspannen sich alle Muskeln und man öffnet automatisch seine Hand. Der Schlüssel fällt zu Boden und man wacht auf.

Probleme, einzuschlafen hat man hauptsächlich deswegen, weil man sich nicht entspannen kann. Man kann nicht abschalten, da man ständig denkt, das Mobiltelefon könnte klingeln oder Kollegen könnten kommen und etwas verlangen. Hierfür empfiehlt es sich, das Handy auszuschalten, Anrufe über das Telefon auf einen Kollegen umzuleiten und am besten, sich mit diesen absprechen, dass man die nächste halbe Stunde nicht gestört werden möchte.

Entspannungstechniken wie die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Yoga oder autogenes Training können auch helfen, einzuschlafen. Zusätzlich haben sie noch den positiven Nebeneffekt, noch ausgiebiger zu entspannen und vom Stress abzulassen. Die Techniken können erlernt werden und werden auch schon häufig in Betrieben als Kurse angeboten.

Fazit zum Schlafen am Arbeitsplatz

Deutschland sollte endlich flächendeckend umdenken und von seinen teilweise starren Arbeitsethiken ablassen. Unsere Großväter machen es uns vor. Warum sollten sie also nicht wissen, was gut ist? Der Mittagsschlaf trägt erheblich zur Gesundheitsförderung bei und würde bei richtiger Anwendung und Umsetzung in kurzer Zeit sicherlich auch in wirtschaftlichen Zahlen merkbar sein.

Schlafen am Arbeitsplatz führt zu

  • mehr Leistungsfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit und Reaktionsfähigkeit
  • weniger Ausschuss
  • weniger Arbeitsunfälle nach der Mittagspause
  • mehr Gesundheit für die Mitarbeiter
Stefan Reinsprecht – Portrait des Autors

Über den Autor

Stefan ist Gründer des Blogs, Ergonomie-Experte mit 10+ Jahren Erfahrung und verbringt seine freie Zeit am liebsten in der Natur – stets in Begleitung seiner Labrador-Hündin.

Als Ingenieur hat er mehrere Jahre im Großraumbüro gearbeitet. Dort musste er schon mit jungen Jahren feststellen, wie belastend ein schlecht optimierter Schreibtischarbeitsplatz sein kann. Grund für ihn, sich zum Gesundheitsmanager weiterzubilden und auf das Thema Ergonomie zu spezialisieren.

Hier teilt er sein Wissen in zahlreichen Fachartikeln, Ratgebern und Testberichten. Sein Ziel: Dir zu helfen, deinen Arbeitsplatz selbstständig an die eigenen Bedürfnisse anzupassen – ob im Büro oder Homeoffice.

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