Was ist Work-Life-Blending?
Für viele Arbeitnehmer hat das klassische 9-5 Modell schon längst ausgedient. Es wird immer mehr Wert auf Flexibilität und Mobilität gelegt. Und so ermöglichen neue Technologien (mobile Endgeräte wie Laptops, Tablet PCs oder Smartphones), aber auch zeitgemäße Karriere- und Arbeitszeitmodelle eine zunehmende Verschmelzung von Job und Privatleben – das sogenannte Work-Life-Blending.
Arbeitsort und -zeitpunkt spielen durch Work-Life-Blending künftig eine immer geringere Rolle. Das zeigt beispielsweise die kontinuierliche Zunahme von Home Office Arbeitsplätzen. Mitarbeiter bekommen in immer mehr Unternehmen die Möglichkeit, zwischen beruflichen und privaten Belangen flexibel zu wechseln. Wer Mittags eine wichtige Erledigung plant, nimmt sich nicht mehr frei, sondern holt die verlorenen Stunden einfach zum Abend hin nach.
Der Trend zu Work-Life-Blending stellt die zuvor so hoch gepriesene Work-Life-Balance nicht nur infrage, sondern löst sie auch ab. Eine klare Abgrenzung von Arbeits- und Privatleben ist nur noch selten zu finden. Immer mehr Arbeitnehmer sind bereit, auch in ihrer Freizeit zu ackern. Im Gegenzug haben viele Unternehmen nichts dagegen, dass private Belange Einzug in die Arbeitswelt erlangen.
Nachteile von Work-Life-Blending
Aufzuhalten ist der Trend zu Work-Life-Blending wohl kaum. Was auf den ersten Blick recht interessant aussieht, muss aber auch von der anderen Seite betrachtet werden. Kritische Stimmen gibt es genügend. Und auch laut der repräsentativen Umfrage Talents & Trends (Feb. 2015 | von Randstedt | ca. 1000 Teilnehmer) bewertet die Mehrzahl eine Verschmelzung von Arbeit und Freizeit noch kritisch. So denken 73%, dass man aufgrund dessen nicht mehr richtig abschalten könne. Dass kein Bereich vernachlässigt wird, braucht es eine klare Trennung, so 64% der Befragten.
Wo liegen also die Risiken bzw. Nachteile von Work-Life-Blending?
- Gesundheitliche Probleme entstehen, da man nicht mehr richtig von der Arbeit abschalten kann
- Ohne strikte Trennung wird die Arbeit tendenziell den größeren Bereich im Leben einnehmen
- Wer immer und überall arbeiten kann, arbeitet vermutlich auch unkontrolliert mehr – persönliche Selbstausbeutung
- Private Beziehungen werden auf die Probe gestellt
- Ist jeder Chef damit einverstanden, wenn der Mitarbeiter private Belange während der Arbeitszeit und am Arbeitsplatz regelt?
- Besonders bei Arbeitnehmer des mittleren und gehobenen Alters löst die Freiheit Skepsis und Unsicherheit aus
Vorteile der Verschmelzung von Beruf und Privatleben
Laut der oben genannten Umfrage sehen 48% der Arbeitnehmer ihre Arbeit als reinen Broterwerb an. Leben und Erfüllung findet für sie immer noch abseits des Jobs statt. Genauso gibt es aber auch einen Anteil, der das ganz anders sieht. 28% meinen, dass jene, die strikt zwischen Arbeit und Leben trennen, den falschen Beruf gewählt haben. Arbeit ist ein zentraler Bestandteil unseres Lebens. Wem diese Spaß macht, der findet auch dort die Erfüllung, die er normalerweise in seiner Freizeit findet.
Die Verschmelzung von Beruf und Privatleben bedeutet weg vom Gedanke des Broterwerbs und hin zu mehr Selbstbestimmung und Flexibilität.
Vorteile sind:
- Die Motivation steigt aufgrund der Selbstbestimmung
- Junge und hochqualifizierte Arbeitnehmer suchen die Möglichkeit, das Berufliche ins Privatleben und andersrum zu integrieren
- Familie und Beruf ist besser miteinander vereinbar
- Produktive Phasen werden effektiver und effizienter genutzt – die besten Ideen kommen oft nicht bei der Arbeit, sondern in den verrücktesten Situationen (z.B. auf dem Klo)
- Unproduktives Zeitabsitzen wird vermieden
- Wer Privates erledigen muss, braucht nicht extra Urlaub dafür nehmen
- Der Fokus wird auf Ergebnisse gelegt – und nicht auf Präsenzzeiten
Fazit – Work-Life-Blending verändert unsere Arbeitswelt positiv
Stand heute, hat sich das Work-Life-Blending noch nicht richtig durchringen können. Viele betrachten die Arbeit immer noch negativ und sehen sie als Belastung. Dabei wird ausschließlich das Private und die Freizeit als positiver Ausgleich gesehen. Ein Ausgleich, wo Kraft getankt wird.
Jedoch löst sich diese strikte Trennlinie zwischen Arbeit und Freizeit bei immer mehr Arbeitnehmern auf. Und dies ist auch bewusst so gewollt. Besonders zu sehen ist dies bei der Generation Y (Arbeitnehmer, die ab 1980 geboren sind). Die Bedürfnisse des einzelnen werden immer spezieller und individueller. Unternehmen müssen entsprechend darauf reagieren.
Um Skepsis und Unsicherheit der überwiegenden Arbeitnehmer zu nehmen, bedarf es einer Führungskultur, die mehr auf Vertrauen anstatt auf Kontrolle setzt. Die einzige Kontrolle, die dabei essentiell erscheint, ist die, dass der Arbeitnehmer ausreichend Erholungsphasen in sein Leben einbaut. Phasen, in denen er vollkommen abschält und neue Kraft, Energie und Kreativität schöpft. Wenn dies klappt, kann Arbeit sogar Spaß machen und wird nicht mehr nur als Broterwerb gesehen.