Belastungen am Arbeitsplatz: Unterschiedliche Arten und ihre Folgen

Belastungen am Arbeitsplatz
Belastungen am Arbeitsplatz (Bildlizenz: CC BY-SA 2.0)

Aufgrund der individuellen Leistungsvoraussetzungen können zwei Menschen durch die gleiche Belastungen am Arbeitsplatz unterschiedlich beansprucht werden.

Belastungen sind alle von außen messbaren auf den Menschen einwirkende Einflüsse, die in der Lage sind, eine Reaktion des Organismus auszulösen.

Beanspruchungen sind hervorgerufenen Reaktionen, die von äußeren Einflüssen ausgelöst werden.

Welche Belastungen am Arbeitsplatz treten auf?

Es wird zwischen folgenden Belastungen unterschieden:

  • Physische Belastungen
  • Psychische/ psychonervale Belastungen
  • Physikalische Umweltfaktoren
  • Biologische Umweltfaktoren
  • Chemische Umweltfaktoren

Physische Belastungen

Physische Belastungen am Arbeitsplatz resultieren vor allem durch die Art der Tätigkeit. Ob vorwiegend sitzend, stehend oder gehend, ob heben, tragen, bewegen oder halten, es kommt immer auf die individuelle Körperstellung und -haltung und die von der Tätigkeit abhängigen, wirkenden Kräfte und Momente auf den Körper an (Schweregrad der Arbeit).

Die Schreibtischarbeit ist trotz oder gerade wegen der sitzenden Arbeitshaltung körperlich besonders belastend (Beanspruchungen des Muskel-Skelett-Systems). Es wird nicht ohne Grund davon gesprochen, dass Sitzen das neue Rauchen ist.

Person sitzt auf einem Bürostuhl, daneben steht der UP Sitzhocker
Ein ergonomischer Arbeitsplatz ist die Grundvoraussetzung, um physische Belastungen möglichst zu minimieren.

Umso wichtiger ist es, den Bildschirmarbeitsplatz ergonomisch einzurichten und einzustellen. Willst du wissen, wie dein Arbeitsplatz abschneidet? Dann nimm einfach unsere Ergonomie-Checkliste (auch als kostenloses PDF erhältlich) zur Hand.

  • Körperstellung und -haltung
  • Handlungsstil der Arbeit (Heben, Tragen, Bewegen, Halten)
  • Schweregrad der Arbeit (wirkende Kräfte und Momente auf den Körper)

Psychische/ psychonervale Belastungen

Einen weiteren, sehr großen Einflass haben die psychischen oder auch psychonervalen Belastungen. Diese können wie folgt aussehen:

  • Arbeitsmenge
  • Komplexität der Arbeitsaufgaben
  • Monotonie
  • Zeitdruck und daraus resultierend zu wenig Pause
  • Arbeitsablauf nicht durchdacht
  • Fehlende soziale Kontakte
  • Unzureichende Informationen

Diese Liste liese sich noch weiterführen. Wichtig zu wissen ist, dass jeder Mensch anders auf solche Faktoren reagiert. Der eine kommt damit zurecht, immer gleiche oder ähnliche Tätigkeiten zu machen. Der andere wiederum fühlt sich unterfordert. Ähnlich ist es bei sehr anspruchsvollen Arbeiten, die entweder als herausfordernd und anspornend oder als absolut überlastend und überfordernd angenommen werden – Achtung vor Burnout (ausgebrannt sein durch Überforderung) oder Boreout (gelangweilt sein aufgrund von ständiger Unterforderung).

Physikalische Umweltfaktoren

Physikalische Faktoren sind vielfältig und umfassen alle natürlichen Phänomene, die auf die Arbeit Einfluss nehmen.

LED-Schreibtischleuchte – verschiedene Modelle am Schreibtisch
Eine gute LED-Schreibtischleuchte ist Pflicht.

Biologische Umweltfaktoren

Biologische Umweltfaktoren sind vor allem in der Zeit der Corona-Pandemie in aller Munde gewesen. Hierunter fallen alle Belastungsarten, die sich mit der belebten Natur befassen. Dies können sein:

  • Pilze oder Pilzsporen
  • Viren, Bakterien oder andere Mikroorganismen
  • Parasiten

Chemische Umweltfaktoren

Und zuletzt sind da noch die checmischen Umweltfaktoren. Diese sind üblicherweise nur dort relevant, wo auch mit diesen Stoffen gearbeitet wird. So bspw. im Handwerk, in der Fertigung, im Labor, in der Forschung und Entwicklung oder im Transport mit Gefahrstoffen.

  • organische N-, S- oder P-Verbindungen
  • Säuren und Laugen
  • Halogene
  • Metalle
  • Gefahrstoffgemische

Menschen, die mit chemischen Stoffen zu tun haben, müssen speziell geschult werden. Außerdem unterstehen die Arbeitsplätze gesonderten Regelungen des Arbeitsschutzes.

Auswirkungen von Belastungen und Beanspruchungen

Wie so oft gibt es zwei Seiten einer Medaille. Eine Belastung kann für den einen Menschen positiv und leistungsfördernd sein, wobei sie für den anderen negative und leistungsmindernde Folgen haben kann. Jeder reagiert eben individuell auf äußerliche Einflüsse (Beanspruchung).

Positive Auswirkungen

Gesundheits- und entwicklungsförderliche Beanspruchungsfolgen tragen insgesamt zur Gesundheits- und Leistungssteigerung bei:

  • Erfolgserlebnisse
  • Erhöhung der Arbeitsmotivation und -zufriedenheit – entprechend sinkt die Unzufriedenheit im Job
  • Lernvorgänge
  • Übungseffekte und somatische Trainingseffekte – z. B. durch die Nutzung eines Aktivstuhls, Sattelstuhls oder Kniestuhls
  • Positive Persönlichkeitsentwicklung

Negative Auswirkungen

Gesundheits- und entwicklungsbeeinträchtigende Beanspruchungsfolgen haben entsprechend negative Auswirkungen.

Hier wird zwischen kurzzeitig auftretenden Beanspruchungsfolgen (Kurzzeitfolgen), die nach dem Feierabend wieder abklingen, und Beanspruchungsfolgen, die Wochen oder Monate anhalten (Langzeitfolgen bis zu chronischen Erkrankungen) unterschieden:

  • physisch
    • Müdigkeit
    • Kopfschmerz
    • Schwindel
    • Augendruck
    • Herz-Kreislaufstörungen
    • Schlafstörungen
    • Essstörungen
    • Wirbelsäulenschmerzen
    • Bandscheibenvorfall
  • psychisch
    • depressive Verstimmungen
    • Gereiztheit
    • Lustlosigkeit
    • Abgeschlagenheit
    • Konzentrationsprobleme
    • Burnout
    • Boreout
    • Depression

Präsentismus und Absentismus als Folge zu hoher Belastungen am Arbeitsplatz

Werden die Belastungen am Arbeitsplatz zu groß, steigt das Risiko für Fehler, Ausschuss, Unfälle bis hin zu ernst zu nehmenden Bürokrankheiten, die auch chronisch auftreten können (z.B. das RSI-Syndrom).

Vor der Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren oder Karriereeinbußen hinnehmen zu müssen, kommen viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen trotz Krankheit zur Arbeit. Dieses Verhalten wird als Präsentismus definiert. Präsentismus ist somit das Gegenteil von Absentismus, welches das durch eine Krankheit bedingte Fernbleiben von der Arbeitsstelle beschreibt.

Präsentismus ist ein ernst zu nehmendes Problem für Unternehmen und deren Mitarbeitenden. Eines, das jedoch häufig nicht sofort erkannt wird.

Die beste Prävention für dieses Phänomen ist eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur. Studien zeigen, dass Unternehmen mit einem funktionierenden Gesundheitsmanagement, in welchem bspw. auch Wert auf die Ergonomie am Arbeitsplatz gelegt wird, ein weitaus geringeres Präsentismusnieveau besitzen.

Belastungsarme Gestaltung der Arbeit

Das Ziel eines jeden Unternehmens sollte immer sein, die Arbeit menschengerecht zu gestalten und somit einen Grundstein für den wirtschaftlichen Erfolg zu legen. Beides nämlich – die Menschlichkeit und die Wirtschaftlichkeit – ist direkt voneinander abhängig.

Ein Grundsatz der Arbeitsgestaltung lautet:

Arbeit sollte immer so gestaltet sein, dass sie

  • schädigungslos
  • erträglich
  • ausführbar
  • zumutbar
  • beeinträchtigungsfrei
  • zufriedenstellend
  • persönlichkeitsfördernd und
  • sozialverträglich

ist.

Wenn sich ein Unternehmen daran hält, können Belastungen und individuelle Beanspruchungen minimiert oder sogar ganz vermieden werden.

Stefan Profilbild

Über den Autor

Stefan ist Gründer des Blogs, Ergonomie-Experte mit 10+ Jahren Erfahrung und verbringt seine freie Zeit am liebsten in der Natur – stets in Begleitung seiner Labrador-Hündin.

Als Ingenieur hat er mehrere Jahre im Großraumbüro gearbeitet. Dort musste er schon mit jungen Jahren feststellen, wie belastend ein schlecht optimierter Schreibtischarbeitsplatz sein kann. Grund für ihn, sich zum Gesundheitsmanager weiterzubilden und auf das Thema Ergonomie zu spezialisieren.

Hier teilt er sein Wissen in zahlreichen Fachartikeln, Ratgebern und Testberichten. Sein Ziel: Dir zu helfen, deinen Arbeitsplatz selbstständig an die eigenen Bedürfnisse anzupassen – ob im Büro oder Homeoffice.

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