
Ohne die Gasdruckfeder am Bürostuhl ist keine stufenlose Sitzhöhenverstellung möglich. Würde sie fehlen, dürfte der Stuhl erst gar nicht als „ergonomischer Bürostuhl“ benannt werden. Sie ist also eine der wichtigsten Komponenten des Stuhls.
Hier möchte ich dir zeigen, warum es wichtig ist, die richtige Gasdruckfeder zu verwenden. Mit der Checkliste hast du alles Notwendige zur Hand, um die passende Ersatzfeder auszuwählen. Und, falls du dies schon immer mal wissen wolltest, erfährst du weiter unten auch noch alles zur Funktionsweise von Gasfedern für den Bürostuhl.
Inhalt
Warum ist die richtige Gasdruckfeder für den Bürostuhl wichtig?
- Die Gasdruckfeder muss zur Körpergröße passen.
Sie ist die Komponente, die für die Verstellung der Sitzhöhe zuständig ist. Nur, wenn eine ausreichende Verstellbarkeit gegeben ist, kannst du die für dich optimale Sitzhöhe einstellen – mehr erfährst du hier: Bürostuhl richtig einstellen.
In der DGUV Information 215-410 (Bildschirm- und Büroarbeitsplätze – Leitfaden für die Gestaltung) wird bei den Stuhlmaßen für Bürostühle eine Sitzhöhe von mind. 400 bis 510 mm angegeben. Mit Standard-Gasdruckfedern wird diese Mindestanforderung erfüllt. Wenn du jedoch kleiner oder auch größer bist und deshalb niedriger oder höher sitzen musst, brauchst du eine hierfür passende Gasdruckfeder. - Die max. Belastung darf nicht überschritten werden.
Dieser Punkt ist vor allem dann von Bedeutung, wenn dein Körpergewicht über 150 kg beträgt. Aber auch schon unter dieser Schwelle musst du darauf achten, dass die zulässige Tragkraft nicht überschritten wird. Andernfalls kann die Haltbarkeit der Gasfeder wesentlich darunter leiden. Im schlimmsten Falle könnte es zum Bruch und infolgedessen zu einem folgenschwereren Unfall kommen. Die Sitzhöhenverstellung ist eine der am höchsten belasteten Komponenten des Bürostuhls.
Auch interessant: XXL-Bürostuhl für Menschen mit Übergewicht. - Die Gasdruckfeder muss zur Geometrie des Bürostuhls passen.
Eines vorweg: Die Gasdruckfeder wird per Steckprinzip (Konus) mit dem Fußkreuz wie auch mit dem Sitzträger verbunden. Dennoch kann es hier Unterschiede in der Geometrie geben. Es kann deshalb vorkommen, dass die Gasdruckfeder zu weit aus dem Fußkreuz heraussteht oder sogar zu tief einsinkt und dadurch auf dem Boden streift.
Checkliste: Wie wähle ich die richtige Gasdruckfeder aus?
Im Idealfall nimmst du deine alte Gasdruckfeder als Vorbild. Dabei ist es von Vorteil, wenn du diese direkt ausbaust. Denn so kannst du bspw. den Durchmesser des Gehäuses, also des äußeren, konischen Zylinders messen. Außerdem kannst du dabei auch die Gehäuselänge ermitteln. Zwei der wichtigsten Werte, die dir dabei helfen, eine passende, neue Gasdruckfeder auszuwählen.
Nützliche Hilfsmittel zum Messen von Durchmesser und Länge sind ein Messschieber (auch gerne als Schieblehre bezeichnet) und ein Meterstab (Gliedermaßstab).
Tipp: Erfahre hier, wie du die Gasdruckfeder wechseln kannst. Dort zeige ich dir Schritt für Schritt, was du beim Ausbau und Einbau beachten musst. Außerdem erfährst du auch etwas dazu, ob und wann sich eine Reparatur lohnt und wie du diese durchführen kannst.
Folgende Maße musst du bei der Auswahl der richtigen Gasfeder für den Bürostuhl beachten:
- Außendurchmesser Ø:
Der Durchmesser des Außenrohrs beträgt bei Universalgasfedern 50 mm (5 cm). Das Rohr ist konisch geformt. - Gehäuselänge:
Hierbei handelt es sich um die Länge des dickeren, äußeren Rohrs. Also das, bei dem du auch schon den Durchmesser gemessen hast. - Min. und max. Länge – ergibt die verstellbare Höhe bzw. Hublänge:
Die minimale und maximale Gesamtlänge sagt etwas über die Sitzhöhenverstellung aus. Das heißt, um welche Hublänge du die Gasdruckfeder und somit die Sitzhöhe verstellen kannst. Sie ist jedoch nicht mit der eigentlichen Sitzhöhe gleichzusetzen, da jene vom Fußboden bis zur Sitzfläche gemessen wird.
Wenn du tiefer als bisher sitzen möchtest oder wenn du sehr groß gewachsen bist, musst du insbesondere auf die min. und max. Länge achten. Hierdurch wird meist auch die Gehäuselänge kürzer bzw. länger.
Manchmal, aber leider nicht immer, wird neben der Länge auch angegeben, für welche Sitzhöhe diese geeignet ist. - Durchmesser Ø des Hubzylinders:
Hier ist der Durchmesser des kleineren Zylinders gemeint. Dieser sogenannte Hubzylinder wird in die Aufnahmebohrung der Sitzschale gesteckt und muss entsprechend zu dessen Durchmesser passen. Die Form ist ebenfalls leicht konisch. Bei Universalgasfedern beträgt dieser Ø 28 mm (2,8 cm).
Hast du diese Maße anhand der alten Gasdruckfeder ermittelt, kannst du gezielt nach einer Ersatzfeder suchen. Dabei wirst du aber feststellen, dass die Hersteller oder besser gesagt die Anbieter ähnliche, aber doch unterschiedliche Gasfedern anbieten. Es ist nicht immer möglich, eine Ersatzfeder zu finden, die eins zu eins mit deiner alten übereinstimmt.
Dennoch sind es meist nur ein paar Millimeter, die mit deinen ermittelten Werten nicht übereinstimmen – dies betreffen vor allem die Gehäuselänge und die min. bzw. max. Länge. Was jedoch immer passt bzw. passen muss, sind der Außendurchmesser (Standard: Ø 50 mm, für die Aufnahme im Fußkreuz) und der Durchmesser des Hubzylinders (Standard: Ø 28 mm, für die Aufnahme des Sitzträgers).
Zwei Empfehlungen, die bei den meisten Bürostühlen passen:
- MYNEEED Gasdruckfeder* – Gehäuselänge = 230 mm, belastbar bis 200 kg (wird auch in weiteren Längen angeboten)
- Baasha Gasdruckdämpfer für Drehstühle* – Gehäuselänge = 230 mm, belastbar bis 450 kg (ich gehe davon aus, dass diese Angabe ein Fehler ist und es hier ebenfalls 200 kg heißen sollte – falls dies für relevant sein sollte, bitte beim Händler nochmals nachfragen)
Merke: Gasfedern für Bürostühle sind genormt – DIN EN 16955 (ersetzt die alte Norm DIN 4550).
Darüber hinaus gibt es aber auch noch weitere Merkmale, die bei der Auswahl wichtig sein können:
- Festigkeitsklasse 1–4:
Gasfedern zur Höhenverstellung von Bürostühlen werden in vier Festigkeitsklassen eingeteilt – wobei die Klasse 1 mittlerweile gestrichen wurde, da sie nicht mehr verwendet wird. Je höher die Klasse, desto höher ist die Festigkeit und Dauerhaltbarkeit. Hochwertige Bürostühle besitzen fast immer Gasfedern der Klasse 4 (belastbar bis zu einem Körpergewicht von 150 kg). - Maximale Belastung:
Dieser Wert muss natürlich zu deinem Körpergewicht passen. Alle Federn sind mindestens bis 110 kg belastbar. Die meisten angebotenen Produkte weisen jedoch eine weitaus höhere Belastbarkeit auf – bis 200 kg oder mehr. Solltest du eine höhere Tragkraft benötigen, musst du gezielt nach Schwerlast-Stuhlsäulen suchen, die bspw. belastbar bis 250 kg sind. - Tiefenfederungspuffer:
Ein integrierter Dämpfungsmechanismus sorgt dafür, dass auch in der untersten Einstellung der Sitzhöhe noch ein Restfederweg von mind. 10 mm, also eine Dämpfung vorhanden ist. Somit wird ein zu starkes Stauchen der Wirbelsäule beim ruckartigen Hinsetzen vermieden. Bei hochwertigen Gasdruckfedern ist diese Tiefenfederung oft mit einer mechanischen Feder umgesetzt. Bei preisgünstigen Modellen wird meist eine Tiefendämpfung in Form eines Gummipuffers verbaut. - Optik:
Die Gasdruckfeder kann auch als Designobjekt eingesetzt werden. Üblicherweise besitzt sie dieselbe Farbe des Fußkreuzes. Standardfarben sind Chrom, Schwarz und Weiß. Für welche du dich entscheidest, bleibt ganz dir überlassen.
Zuletzt gibt es nur noch eins, auf das du achten musst: Bitte entscheide dich immer für geprüfte Gasdruckfedern! Diese erkennst du bspw. an Angaben wie „TÜV geprüft nach Klasse 4 (nach DIN EN 16955)“.
Funktionsweise einer Gasdruckfeder für den Bürostuhl
Aufbau einer Gasdruckfeder
Wie funktioniert die Gasdruckfeder beim Bürostuhl? Hierfür musst du zuerst einmal wissen, wie eine solche aufgebaut ist.
- Gehäuse
Das Gehäuse, in dem die inneren Komponenten untergebracht sind. Es ist der Teil, der in die Aufnahmebohrung im Fußkreuz gesteckt wird. - Pneumatik-Hubzylinder – Die eigentliche Gasdruckfeder
Dieser besteht aus einem doppelwandigen Zylinder (innerer und äußerer Zylinder), bei dem sich im inneren Rohr ein beweglicher Kolben befindet. Durch das Betätigen des Ventils oben kann das eingefüllte und unter hohem Druck stehende Gas (meist Stickstoff) von der inneren Kammer in die äußere und umgekehrt strömen. Hierbei wird der Kolben in die eine oder andere Richtung bewegt – abhängig von der Belastung des Sitzes mit oder ohne eigenes Körpergewicht.
Damit sich dein Bürostuhl im Sinne eines Drehstuhls um 360° drehen kann, sind der Hubzylinder und das Gehäuse per Kugellager miteinander verbunden. Ohne dieses Lager wäre eine Drehung um die eigene Achse nicht möglich.
Funktionsweise der Sitzhöhenverstellung
Nun aber zur Funktionsweise der Sitzhöhenverstellung. Wie ist es möglich, dass die Gasdruckfeder den Sitz des Bürostuhls in der Höhe anpassen kann?
Hierfür musst du dich etwas zurück an den Physikunterricht erinnern. Dort haben wir gelernt, dass Gase komprimierbar sind. Außerdem, dass sich der Druck (p) definiert als Quotient einer Kraft (F), die senkrecht auf eine Fläche (A) einwirkt.
Formel: p = F / A
Jetzt nicht aussteigen! Glaub mir, es ist gar nicht so kompliziert, wie es sich jetzt vielleicht anhören mag.
Schauen wir uns die Gasdruckfeder an. Genauer geht es um die beiden Flächen oben und unten des Hubkolbens. Hierauf wirkt der Druck des Gases.
Auf der Oberseite ist die Fläche groß (der komplette Durchmesser des Kolbens). Auf der Unterseite ist diese Fläche kleiner, da hier mittig auch noch die Kolbenstange vorhanden ist.
Wenn man dies nun auf die Formel für den Druck übersetzt, kann man sagen:
- Der Druck ist dort größer, wo die Fläche kleiner ist.
- Der Druck ist dort kleiner, wo die Fläche größer ist.
Nun möchte sich der Druck aber immer ausgleichen. Hier kommt das Ventil ins Spiel. Solange dieses nicht betätigt wird, passiert nichts. Der Kolben bleibt in seiner aktuellen Position. Erst, wenn das Ventil geöffnet wird, strömt Gas von der einen in die andere Kammer. Und zwar immer von der Kammer mit dem höheren Druck zu der mit dem niedrigeren Druck.
Hierbei gibt es zwei Fälle, die berücksichtig werden müssen:
- Sitz unbelastet – Gasdruckfeder fährt aus:
Der Druck unter dem Kolben ist größer (in der äußeren Kammer) und über dem Kolben ist kleiner (in der inneren Kammer). Wenn du nun den Hebel für die Sitzhöhenverstellung betätigst, öffnet sich das Ventil und das Gas fließt von außen nach innen. Somit fährt der Kolben aus und der Sitz hebt sich. Dies geht so weit, bis der Kolben auf seine konstruktive Endposition gefahren ist – bis die maximale Sitzposition erreicht ist. - Sitz belastet – Gasdruckfeder fährt ein:
Wenn der Sitz mit dem eigenen Körpergewicht belastet wird, wirkt das Gewicht auf das Gas in der oberen bzw. inneren Kammer. Das Gas wird dadurch komprimiert und der Druck in der Kammer erhöht sich. Nun herrscht hier ein größerer Druck als in der äußeren Kammer. Wenn du nun den Hebel für die Sitzhöhenstellung betätigst, wird das Ventil geöffnet und das Gas strömt aus der inneren in die äußere Kammer. Hierdurch fährt der Kolben ein. Ebenfalls so weit, bis er an seine Endposition gefahren ist – bis die minimale Sitzposition erreicht ist.
Nun weißt du also, wie und warum sich eine Gasfeder hebt und senkt. Wenn du noch mehr dazu wissen willst, auch wie man eine defekte Gasdruckfeder reparieren kann, dann empfehle ich dir das sehr informative Video vom Kanal „Life with David“ (Hinweis: das Video ist auf Englisch). Dort erklärt er anschaulich, wann sich die Reparatur lohnt und wie diese durchgeführt werden kann – bspw., wenn sich der Sitz bei Belastung senkt.